Goldschmiede Kusche + Kuse

13. April 2016

Ob Armband, Kette, Ohrring, Brosche oder Ringe: Schmuck kann man zu verschiedenen Anlässen wie Hochzeiten, Festen oder in der Freizeit anziehen. Wer aber macht den Schmuck?

Wir waren bei einer Goldschmiedin und haben ihr bei der Arbeit zugeschaut und mit ihr gesprochen.

 

Wie kommt man auf die Idee den Job zu machen?

Bei mir war das so: Als ich ein Kind war, war in der Nachbarschaft ein Haus mit Goldschmieden. Die hab ich manchmal besucht, da war ich so 7/8 Jahre alt. Da bin ich dann immer hin und habe gesehen, wie da dieser Ausschnitt im Tisch war, mit Lederbeutel und kleinen Schätzen drin. Und da wollte ich immer wissen, was das denn so ist. Da habe ich mich erkundigt und erzählt bekommen, dass man dort arbeitet; also feilt und in die Beutel der Staub fällt. Dann fand ich das so spannend, da hab ich auch verstanden, dass daraus Schmuck entsteht.

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Wie wird man Goldschmied?

Ich war auf einer Goldschmiedeschule, das ist eine Berufsfachschule für Glas und Schmuck. Da kann man unter anderem auch Glas- und Porzellanmalen lernen, Graveur lernen oder eben Gold- und Silberschmied. Auf dieser Schule gibt es eben verschiedene Ausbildungen. Dreieinhalb Jahre hat man eben alle Fächer – wie Edelsteinkunde, Kunstgeschichte, Werkstattunterricht, Rechnen auch mal, Deutsch und Computerkunde hat. Das habe ich dann alles gelernt und bin so eine Gesellin geworden. Das heißt, ich habe am Schluss eine Prüfung, die Gesellenprüfung, abgelegt. Da musste ich ein Stück machen, wofür es Punkte gab. Technik, Ausführung und so weiter. Damit sie sehen können, was ich in den Jahren so gelernt habe. Das war alles ganz schön knapp, ich wusste nicht, ob ich es schaffe, aber letztlich hat es dann doch geklappt.

Und jetzt bin ich Gesellin. Sogar Meisterin, wegen der vielen Jahre, die ich schon gearbeitet habe, ohne diese Prüfung abgelegt zu haben. Das heißt, ich könnte sogar ausbilden.

Ist es schwierig, den Job zu bekommen?

Bei mir war das so: Ich habe die Lehre gemacht und fand die Ausbildung wunderbar. Ich habe mich auf der Schule unendlich wohlgefühlt und habe mich gefreut, weil das endlich das war, was ich machen wollte. Ich bin dann mit meiner Mappe und meinen Fotos von Goldschmied zu Goldschmied gegangen und hab gefragt, ob sie Hilfe brauchen. Dann war ich erst einmal ganz baff, dass erstens so viele Goldschmiede in München sind und zweitens, dass eigentlich alle schon entweder jemanden hatten oder meinten, sie schaffen es kaum selbst zu überleben und sie können mich nicht bezahlen. Das war für mich erst einmal ein Schock, weil ich mich gefragt habe, ob man da wirklich so wenig verdient. Dann habe ich aber doch welche gefunden, die mich dann eingestellt haben.

Wie lange arbeiten Sie schon?

Ich bin jetzt schon seit 25 Jahren Goldschmiedin. Ich hab in dieser Zeit, seit 21 Jahren, in denen ich die Kurse mache, ganz viel gelernt, wie man etwas macht. Weil jeder mit einer Idee kommt, die hätte ich mir selbst gar nicht gedacht. Dann muss ich irgendwie drauf kommen, wie ich das eigentlich mache. Und durch die Auftragsarbeiten, die ich für Kunden gemacht habe, habe ich auch viel gelernt.

Ist der Job anstrengend?

Ja, weil man das nicht so nebenbei machen kann. Ich kann zum Beispiel nicht arbeiten und nebenbei sprechen. Das geht nicht, das ist so ein bisschen wie musizieren. Da kann man auch nicht Klavier spielen und nebenbei ein bisschen babbeln.

Und schwierig ist es, von dieser Arbeit gut zu leben, ohne dass man zu viel arbeitet. Dass man die Zeit einteilt und auch für die Gesundheit was tut. Da muss man aufpassen, dass man auch mal gerade sitzt und auch mal spazieren geht, in die Ferne schaut und die Augen trainiert. Es klingt zwar lustig, aber es ist sehr wichtig. Und es ist schwierig, davon zu leben. Aber es ist so ein schöner Beruf, dass ich das immer noch tausendmal lieber mache als alles andere, was ich so kenne – oder auch nicht kenne.

Macht Ihnen die Arbeit Spaß?

Ja, auch wenn ich manchmal fluche und auch mal ein Stück aus dem Fenster geschmissen habe in der Schule, weil das nicht geklappt hat – aber das war das einzige Mal und es war auch nicht Echtgold.

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Wie erstellt man Schmuck?

Mit den Händen in erster Linie und mit den Augen. Man muss natürlich immer sehen was man da macht und dazu braucht man die Hände. Was man noch braucht, ist das Wissen, wie sich Metall verhält. Das lernt man dann aber im Laufe der Jahre. Und dann braucht man noch viel Geduld. Das schafft nicht jeder. Manche wollen einfach schnell-zack-bum. Baum pflanzen ist einfacher für manche.

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Was machen Sie mit dem Schmuck?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wie ich meinen Schmuck verkaufen kann. Entweder stelle ich ihn aus, in den Vitrinen. Dann kann ich eine Extra-Anfertigung machen. Und dann habe ich auch eine Website, auf der ganz viele Fotos abgebildet sind, wo man dann die Schmuckstücke sehen kann und auch, was für einen Stil ich habe. Da kann man sich dann auch was bestellen und sich individuell anfertigen lassen für alle Gründe und Fälle.

Wie heiß ist das Feuer?

Normalerweise löte ich mit 700-800°C oder auch mit 1200°C. Das ist ein richtiger Bunsenbrenner.

Was ist das teuerste Schmuckstück?

Im Moment ist das ein Sonnenanhänger mit einem Diamanten in der Mitte, mit Perlen und Gold und Silber. Der glitzert ganz schön.

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Wie viele Leute arbeiten hier?

Hier arbeiten zwei oder eine Person. Das ist halt blöd, wenn ein Kunde kommt, ich mit dem im Gespräch bin und noch ein Kunde kommt und noch einer. Passiert manchmal, dann stehen plötzlich drei Kunden im Laden und ich kann ja nur mit einem reden. Das ist natürlich etwas stressig, aber man kann lernen, damit umzugehen.

Wie viel Geld verdienen Sie?

Ich habe sehr viele Ausgaben. Und das, was als reiner Gewinn übrig bleibt, wird sofort investiert. Aber neben dieser Tatsache gibt es in etwa schon 1000€ bis 2000€, das kann ich schon so sagen.Ich muss ja auch Miete zahlen und was zu Essen brauche ich auch, Kleidung und zum Friseur gehe ich auch.

Es war aber schon mal so, dass ich an einem Tag einen Umsatz von 4000€ bis 5000€ gemacht habe.

Sind Sie die Chefin hier?

Ja, für meine Firma. Die heißt „Anja Kuse Schmuckdesign“. Das heißt, ich entwerfe meinen eigenen Schmuck und ich bin sozusagen mein eigener Chef. Und mein Berater, mein Angestellter und derjenige, der putzt und alles auf einmal. Das kann manchmal schon etwas anstrengend sein.

Was machen Sie in den Kursen?

Der Sinn der Kurse ist es, dass jeder Schmuck machen kann. Ohne Vorkenntnisse, man muss kein Werkzeug mitbringen. Es gibt auch Kinderkurse. Ein Kurs kostet bei mir mit 5 Teilnehmern, pro Person 15€. Eine Kurseinheit am Tag geht dann vier Stunden lang und kostet dann 60€. Bei den Kindern mache ich meistens ein bisschen weniger.

Kindergeburtstage mache ich so hier auch, da bringt man selbst den Kuchen mit und kann dann sich selbst ein Schmuckstück machen. Das kann dann jeder mit nach Hause nehmen. Oder man macht jemandem ein Geschenk – vielleicht schafft man es auch, zwei Sachen zu machen.

Der Besuch war cool, weil uns viel Interessantes erzählt wurde. Wir durften selbst einen Anhänger machen und ein Silberstück bearbeiten, z.B. durch eine Walze drehen und mit einem Bunsenbrenner schmelzen.

Vielen Dank für das Interview!

Afea, Fabiana, Armine, Lukas

Bild 8 von Michaela Kusche