Die Geheimnisse des Westbads

12. Mai 2022

Ihr geht doch bestimmt auch öfters in Westbad, oder? Was viele so nicht wissen: Während ihr im Außen-Sportbecken schwimmt oder im Innenbecken den Strömungskanal genießt, arbeiten unter euch eine Menge Maschinen, Pumpen und Filtern daran, dass das Wasser sauber bleibt. Wir haben für Euch hinter die Kulissen des Westbades geschaut.

Rund 370.000 Gäste kommen jedes Jahr in das Westbad-Hallenbad, dazu noch viel mehr Gäste in das Freibad. 22 Bademeister drinnen plus im Sommer draußen zusätzlich sieben weitere Bademeister arbeiten daran, dass ihr ungestört die zahlreichen Becken genießen könnt. Insgesamt 2,5 Millionen Liter sind in den Hallenbecken drinnen – es sind also quasi 2,5 Millionen Cola- oder Fantaflaschen nötig, damit ihr ein bisschen schwimmen könnt. Irre, oder? Alleine im Freizeitbecken mit dem Strömungskanal befinden sich 950.000 Liter, im Sportbecken drinnen 600.000 Liter, im Whirlpool immer noch 10.000 Liter Wasser.

Das Wasser ist zunächst normales Münchner Trinkwasser aus dem regulären Netz. Für das West- und die anderen Münchner Schwimmbäder wird es aber noch mit einer Reihe von Chemikalien gereinigt und wieder gefiltert. Markus Mayer, der Chef-Bademeister des Westbades, hat uns durch die geheimen Anlagen im Keller direkt unter den Becken geführt. Damit es am Ende richtig gutes Schwimmbadwasser wird, läuft das Wasser dazu in verschiedene große Behälter rein und wird dort mit Chemikalien gereinigt. Laugen bringen das Wasser zum Beispiel in die richtige Stabilität, damit ihr baden könnt, ohne dass die Haut juckt. Andere Mittel bilden nicht sichtbare kleine Flocken, die Dreck binden – auch solchen wie kleine Mikroorganismen, den man ebenfalls gar nicht sehen kann. Der nächste Filter sortiert diese kleine Flocken wieder aus. Auch das Element „Ozon“ wird verwendet. Dass ist zwar so giftig, dass es sofort von Aktivkohle wieder „aussortiert“ wird. Dafür ist das Wasser dadurch aber absolut rein.. Sand nutzt das Westbad ebenso, um das Wasser sauber zu halten. Ja, ihr habt richtig gelesen, Sand! Das heißt jetzt aber nicht, dass ihr das nächste Mal ganz viel Sand vom Spielplatz mitbringen und in das Wasser schmeißen sollt. Dann schimpft der Markus doch. Alles in allem wird pro Badegast 30 Liter Wasser ausgetauscht.

Damit immer genau richtig Laugen, Flocken, Säuren und die anderen Mittel im Wasser sind, überprüft die Elektroden einer Messstation ununterbrochen, ob alle Werte stimmen. Auch dadurch funktionieren die Reinigungsanlagen so gut, „dass das Wasser im Westbad Trinkwasserqualität hat. Ihr könnt also ohne Probleme einen Schluck trinken, wenn ihr was aus Versehen in den Mund bekommt. Wenn man richtig viel trinkt, kann es aber sein, dass man wegen dem Chlor Durchfall bekommt“, erklärt Markus.

Den Namen Chlor habt ihr bestimmt schon mal gehört, oder? Chlorgas ist das gefährlichste Gas der Welt. Ein Atemzug und schon ist man tot! Ihr braucht aber im Schwimmbad trotzdem nicht die Luft anhalten. Denn das Chlorgas wird in einer eigenen sehr sicheren Kammer gelagert, wozu nur die Bademeister Zugang haben – und bei unserer Führung wir. Von der Kammer aus wird das Chlor unterirdisch durch Schläuche zum Wasser geleitet und nach der Reinigung wieder raus gefiltert. Wenn neues Chlorgas geliefert wird, kontrollieren die Bademeister alle Lieferscheine und Fahrzeugpapiere sehr streng, damit nichts schiefgeht.

Eine Lüftungsanlage sorgt dafür, dass die Luft im Westbad (30 Grad) immer drei Grad wärmer ist als die im Sportbecken (27 Becken). Eine andere Maschine kümmert sich um das Wasser, dass aus den Becken „überschwappt“. Für das Solebecken draußen kommt einmal im Monat ein kompletter Lastwagen aus Bad Reichenhall mit Salz. Und und und… Ihr seht also, es braucht richtig viel Technik, damit ihr schwimmen könnt! Die vielen verschiedenen Pumpen und Anlagen sind so energieintensiv, dass eine Pumpe „so viel Storm verbraucht wie eine vierköpfige Familie in einem ganzen Jahr. Die steigenden Energiepreise im Moment merken wir also ziemlich stark“, erklärt Markus. Auch haben die Schwimmbäder dass Problem, dass Ersatzteile oft sehr schwierig zu bekommen sind und wenn, dann, teuer sind. Diese Kosten und die Gelder für das Personal sind auch der Grund dafür, dass eure Eintritte bei den meisten Schwimmbädern nicht ausreichen, um die Kosten zu decken. „Wir im Westbad sind aufgrund der höheren Preise noch etwas näher an der schwarzen Null. Insgesamt machen die Münchner Schwimmbäder aber jedes Jahr ein Minus von 30 Millionen Euro“, erklärt Markus. Puhh, ganz schön viel Geld, oder?

Markus und seinen Kollegen macht ihre Arbeit viel Spaß. Bei 365 Tagen im Jahr passiert es auch nur rund zehn- bis fünfzehnmal im Jahr, dass sie in ein Becken reinspringen müssen, um jemanden zu retten, der nicht schwimmen kann. „Einmal ist ein Mann, der offensichtlich noch nie in einem Schwimmbad war, mit einem lauten Juhu-Sprung in ein Becken reingesprungen und dann einfach nicht wieder aufgetaucht, weil er gar nicht schwimmen konnte. Die Bademeister standen aber glücklicherweise gerade direkt daneben, sodass nichts passiert ist“, berichtet Markus. Ein anderes Mal ist ein Mann ohne Badehose in der Schwimmhalle rum gelaufen. Der Mann hatte gedacht, er sei noch in der Sauna-Landschaft, wo man ja nackig sein darf. Lustig, oder?

Besonders ist den Bademeistern das Reh in Erinnerung geblieben, dass vor vier Jahren plötzlich im Freibad aufgetaucht ist und immer wieder ein Bad genommen hat. „Wir haben immer wieder versucht, es einzufangen, aber das Reh war so intelligent, dass auch die Jäger es nicht zum Einfangen erwischt haben“, berichtet Markus. Als dann an einem Tag noch die Badegäste da waren, tauchte das Reh plötzlich wieder auf und rannte mehrfach durch das komplette Bad. „Mit Hunden haben wir es schließlich doch noch raus bekommen“, erzählt Markus. Auf gar keinen Fall solltet ihr nachts in das Freibad einbrechen, wie es Jugendliche manchmal tun. Denn eine Reinigungsfirma ist 24 Stunden am Tag vor Ort und gibt sofort Alarm, wenn ihnen nachts was ausfällt! Außerdem ist es nachts sehr gefährlich im Freibad. Denn wenn ihr euch zum Beispiel verletzt, dauert es sehr lange, bis ein Notarzt zu euch rein kommt. Denn es ist ja alles zunächst abgeschlossen.

Uns hat der Besuch im Westbad sehr, sehr gut gefallen! Bademeister Markus war sehr nett und es war äußerst interessant, all die geheimen Technik-Sachen zu sehen. Wenn ihr das nächste Mal schwimmen geht, denkt doch also daran, wie aufwändig es ist, euch einen schönen Nachmittag im Westbad zu verbringen.