Wir gehen richtig gerne ins Kino. Sehr gerne mögen wir vor allem das „Neue Rex“ in der Agricolastraße 16 zwischen Laim und Pasing. Jetzt durften wir einen Blick hinter die Kulissen des Filmtheaters werfen. Mitarbeiterin Susanne Schmid führte uns durch die Räume und gab uns ein Interview, indem wir viele interessante Sachen erfuhren. Wusstet ihr zum Beispiel, dass Kinderfilme immer wichtiger für Kinos werden und oft Privatpersonen die Säle mieten?
Rund 40.000 Besucher pro Jahr
Das Neue Rex, damals noch nur „Rex“, existiert seit 1954. „In den 50er Jahren gab es einen großen Kinoboom. Alleine in Laim gab es fünf oder sechs, in Pasing ungefähr genau so viele“, erzählt uns Susanne Schmid. Die meisten Menschen hatten ja damals noch keinen Fernseher zu Hause, geschweige denn einen DVD-Player, Streaming-Dienste oder einen Computer. Als sich dies langsam zu ändern begann und spätestens in den 80er-Jahren fast jeder ein TV-Gerät zu Hause hatte, mussten viele Kinos wieder zu machen. Heute ist das Neue Rex das letzte Stadtteilkino. 2016 baute Besitzer Thomas Wilhelm die Räume um und machte aus einen Vorführraum zwei. „Dadurch konnten wir unsere Besucherzahlen fast verdoppeln, weil seitdem das Angebot einfach doppelt so groß ist“, berichtet Susanne Schmid. In den meisten Jahren kommen nun rund 40.000 Besucher in das Neue Rex, in richtig guten Jahren können es auch über 50.000 sein. „Wir sind natürlich sehr abhängig von den Filmen, die es gerade gibt, und der Jahreszeit. Im Hochsommer kommt kaum jemand, obwohl wir eine gute Klimaanlage haben, es sei denn, es gibt einen richtig guten Film“. erzählt Susanne Schmid.

Generell ist das Hauptgeschäft natürlich das Wochenende. Der stärkste Tag ist oft der Sonntag, wo vor allem tagsüber viele Besucher kommen, abends weniger. Samstags sind die Abendvorstellungen beliebter. Susanne Schmid plant jeden Montag das Programm für die kommende Kinowoche ab Donnerstag. Kriterien für die Planungen sind zum Beispiel wie die Filme am Wochenende davor liefen, die deutschlandweiten Charts und welche Neustarts es gibt. „Es ist aber nicht so, dass ich mir beim Filmverleih alles aussuchen kann, was ich will.“ Denn die Verleiher haben teils strikte Vorgaben. Vor allem Walt Disney sei oft relativ streng. „Wenn ich die Realverfilmung von Schneewittchen hätte spielen wollen, hätte ich in einem Kino in allen Vorstellungen nur Schneewittchen zeigen dürfen, sonst nichts.“ Weswegen das Neue Rex verzichtete. „Je länger der Film läuft, desto lockerer werden aber die Vorgaben. Dann kommt auch manchmal „BITTE, BITTE kannst du ihn einsetzen, wenigstens nur eine Vorstellung“, berichtet Susanne Schmid schmunzelnd. Statt wie früher auf großen Rollen werden die meisten Streifen heute online runtergeladen. Die Mitarbeiter brauchen dann Passwörter, um die Dateien zu öffnen.
Oft gehen Erwachsene alleine in Kinderfilme
Im Neuen Rex laufen vor allem Kinderfilme und dann wieder Filme für Rentner. So sind etwa französische Komödien und anspruchsvollere Filme beliebt. „Wir haben insgesamt vor allem deutsche und europäische Filme im Programm, weniger amerikanische. Gut liefen viele Jahre etwa die bayerische Filme mit dem Kommissar Eberhofer. Wenn ein neuer James Bond startet, sehen den aber auch hier viele.“ 2024 war zum Beispiel „Die Schule der magischen Tiere 3″ der dritterfolgreichste Film im Neuen Rex. Der erfolgreichste Titel war die deutsche Komödie „Der alte weiße Mann“. Auch „Vaiana 2″, „Alles steht Kopf 2″ und „Ich – einfach unverbesserlich 4″ waren in den Top 10. „Der Kindersektor wird immer stärker, dass war früher anders. Oft gehen auch Erwachsene alleine in Kinderfilme. Beim neuen Pumuckl-Film zum Beispiel haben viele Erwachsene gefragt „Darf ich da auch alleine ohne Kind rein?“, das war ihnen fast peinlich. Bei den Minions war es ähnlich“, berichtet Susanne Schmid lachend. Der neue Pumuckl-Film, der Ende Oktober starten wird, ist für Susanne Schmid neben „Der Kanu des Manitu“ auch einer der beiden Hoffnungen für dieses Jahr. „Ansonsten ist die Vorschau leider gruselig. Insgesamt brauchen wir bessere Filme. Ich geh auch nicht in Teil 7 von den Transformers. Wir brauchen wieder mehr mutige und hochwertige Produktionen.“ Insgesamt sei es für das Kino aber sehr nützlich, dass sie viele ihrer Zuschauer kennen, wodurch Susanne Schmid und Thomas Wilhelm entsprechend gut planen können.



Einmal lagen vergessene Socken im Kinosaal
Vor zwei Jahren hat das Neue Rex neue Laserprojektoren gekauft, die noch bessere Bilder zeigen, weniger Wartungsarbeit benötigen und keine neuen Lampen benötigen. Durch die digitale Technik gibt es nur noch wenige Pannen. Früher passierte es hingegen schon einmal, dass ein Werbespot falsch rum in den Projektor eingelegt wurde und dann rückwärts lief. Lustig, oder? Spaßig fand es Susanne Schmid auch, als sie mal Socken, ein anderes Mal eine Hose nach einer Vorstellung an jeweils einem Sitz fand. „Bei der Hose glaube ich noch, dass der Besucher die nicht im Kino ausgezogen hatte. Bei den Socken bin ich mir schon wieder nicht so sicher.“
Auch Schulen oder Firmen können die beiden Säle mieten, ebenso Privatpersonen. „Manche Besucher kommen mit 20 Leuten und schauen sich ihre privaten Urlaubsvideos auf der großen Leinwand an oder DVDs.“ Das Max-Planck-Gymnasium bucht oft historische Themen oder englische Filmen. Für jüngere Schüler sind die Besucher oft eher Belohnung mit dem aktuellen Kinderprogramm rauf und runter.
Gewinn macht das Neue Rex nur mit Popcorn, Snacks und Getränken
Die Kosten zum Beispiel für Miete, Personal, Strom und die Filmgebühren kann das Neue Rex durch den Kartenverkauf decken. Durch die reinen Eintrittspreise entsteht aber kein Gewinn, den das Kino daher nur durch den Verkauf von Popcorn, Snacks und Getränken macht. Denn bei den Karten gehen schon mal 50 Prozent alleine an den Verleiher, dazu kommen alle anderen Kosten. „Dass ist wie Tankstellen, die in Wahrheit durch das Benzin ja auch nichts verdienen, sondern vor allem durch den Shop. So ist es bei uns auch“, sagt Susanne Schmid Ein Vorteil ist es für das Neue Rex aber, dass Besitzer Thomas Wilhelm auch das „Kino Solln“ und das „Neue Rottmann“ in Neuhausen gehören. So können Filme mal von einem Kino ins andere geschoben werden, die Gutscheine gelten in allen drei Filmtheatern und man kann gegenseitig Werbung füreinander machen.



Wenn ihr zum Beispiel als Schüler im Neuen Rex arbeiten wollt, müsst ihr beachten, dass ihr im Normalfall mindestens 18 Jahre alt sein müsst. „Wegen den Arbeitszeiten bis spät in den Abend geht es meist nicht anders. Nachmittags ist man oft auch zuerst der einzigste Mitarbeiter im Kino, da möchten wir ungern jemanden haben, der 16 oder 17 Jahre alt ist. Wenn wir Minderjährige nehmen, machen die den Popcornverkauf“, so Susanne Schmid.
Trotz der Konkurrenz durch Netflix und andere Streamingdienste sowie der mauen Vorschau für dieses Jahr ist das Neue Rex auch für die Zukunft optimistisch. „Ich sehe Netflix nicht als unsere Konkurrenz. Wenn ich ein Feinkostrestaurant bin, ist McDonals ja auch nicht meine Konkurrenz. Ich kann mir einen Film nirgendwo so wie im Kino anschauen, wo es dunkel ist und ich mich darauf konzentriere. Zu Hause schaue ich mir fast nie einen Film an. Das Telefon klingelt, ich koch mir zwischendurch einen Kaffee und dann schlafe ich auch mal gerne ein“, sagt Suanne Schmid. Und so ist das Neue Rex guter Dinge, auch weiterhin jedes Jahr viele Besucher zu haben. Zum Beispiel uns, denn wir fanden den Besuch wirklich sehr interessant und gehen bestimmt weiterhin oft in das Kino.